9.November 2024

nie wieder Krieg

Foto von Library of Congress auf Unsplash

Meine Herkunftsfamilien stammen aus Schlesien. Krieg, Flucht und Vertreibung stecken in meinen Genen und ich denke wir sollten uns daran erinnern was Krieg bedeutet, wenn heute so viel über Krieg geredet wird. 

 

Den folgenden Brief habe ich an meinen Sohn gerichtet. Angesichts der Herausforderungen denen sich die jüngeren Menschen gegenüber sehen, der immer mehr zunehmenden Kriegstreiberei, der Verwirrung und der Angst die erzeugt wird, war es mir ein Anliegen in Erinnerung zu bringen, was die Generationen vor uns erlebt haben. 

 

Ich veröffentliche hier diesen sehr persönlichen Brief für diejenigen, die sich auch erinnern wollen, die nach Worten suchen, oder ihre Empfindungen wachrütteln wollen. Vielleicht kann es dem einen oder anderen hilfreich sein. 

Mein lieber geliebter Sohn,

 

Nun bist Du schon ein junger Mann und ich sehe Dich mutig und zunehmend sicher Deinen Weg gehen. Es erfüllt mich mit Freude und Stolz Deinen Weg zu verfolgen. Stolz auf Dich, weil Du mit offenem Herzen und klarem Verstand bleiben willst und stolz auf mich, weil es gelungen zu sein scheint, dass Du ein aufrechter Mensch geblieben bist.

 

Jetzt, da Du erwachsen bist, ist mein Einfluss nur noch klein, aber ich möchte nicht verpassen, Dir ein paar meiner Gedanken zu einem ernsten Thema mit auf den Weg zu geben, denn ich sehe so viele Einflüsse auf Euch junge Menschen, die ich mehr als zweifelhaft finde. Du solltest zumindest gehört haben, was Deine Mutter und die Generationen vor mir, erlebt und welche Schlüsse sie gezogen haben. 

 

Anlass waren Deine nachdenklichen Worte in einem unserer letzten Telefonate zum Thema Wehrpflicht. Dass Du nie etwas von Soldaten gehalten hattest, dass du jetzt aber einen anderen Blickwinkel bekommen hast, weil du froh bist, dass andere das für dich machen. 

 

Ich habe dir geantwortet, dass wir froh und dankbar sein können, dass wir niemals einen Krieg erlebt haben. Was ich noch dazu sagen möchte ist, dass es aber unsere Verantwortung ist, dass es dabei bleibt!

 

Ich nehme wahr, dass junge Menschen beginnen zu glauben, Krieg sei manchmal notwendig. 

Ich muss dir sagen, es gab eine Zeit da war das nicht so. Du hast es oft von uns gehört, der Wahlspruch unserer Jugend war: stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin.

 

Ist das naiv? War das so, weil es keinen Krieg gab?

Nein, durchaus nicht! Die Welt war auch damals von Krieg übersät. Ich habe schon als kleines Kind Bilder aus Kriegsgebieten im Fernsehen gesehen und ich bin im sogenannten „kalten Krieg“ groß geworden. 

 

Der kalte Krieg, was war das?

Im kalten Krieg war der Feind “der Russe" - wie heute auch.

Russland und USA hatten so viele Atombomben gebaut und aufeinander gerichtet, dass sie die Erde wer weiss wie oft hätten zerstören können und das Schlachtfeld wäre bei uns gewesen, in Deutschland. Eine einzige Atombombe hätte ja vermutlich gereicht, um uns alle zu töten, aber sie hatten, so sagt man, 70.000 davon, das entspricht der Sprengkraft von 800.000 Hiroshimabomben. 

Der totale Wahnsinn also.

 

Unter dem Eindruck dieser Bedrohung bin ich groß geworden. Es gab den sogenannten „roten Knopf“. Dieser ominöse rote Knopf soll auf dem Schreibtisch des russischen und des amerikanischen Präsidenten gewesen sein. Ein Druck auf den roten Knopf hätte bedeutet, dass gefeuert wird und aus dem kalten ein heisser Krieg wird. Einer fängt an, der andere feuert zurück und das wäre dann die vollständige Zerstörung der bisherigen Welt gewesen. 

Es gab auch Kinderbücher, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, Abenteuerromane die sich mit der Situation nach der Zerstörung unserer Zivilisation beschäftigten. Alles ziemlich weird, wie ihr heute sagt. 

 

Damals war die Welt also eingeteilt in West und Ost. Der Westen, das waren wir, wir gehörten zu Amerika, wir waren frei, wir waren die Guten. Und der Osten, das war alles hinter der Mauer, das waren die Kommunisten, die Linken, die Roten, die Russen, die vor denen man sich schützen musste, weil die Russen mit ihrem Kommunismus angeblich die ganze Welt erobern wollten und weil es dann allen schlecht gehen würde und alle unfrei wären. 

 

Der Osten, das waren die, die eingesperrt waren hinter der Mauer, hinter dem eisernen Vorhang, der quer durch unser Land ging. Meine Kinder-Realität war, dass es diese Welt gar nicht gab, denn man konnte nicht hinfahren. Für mich endete die Welt an einem Zaun in der Rhön. Quer durch die Landschaft ging dieser Zaun, teilte Deutschland in zwei Teile. Stacheldraht war drauf und es gab diesen Todesstreifen, über den man nicht gehen konnte. Da waren Soldaten auf der anderen Seite, die passten auf, dass keiner den Streifen überquerte. Auf der anderen Seite des Zaunes das hieß Thüringen und es sah genauso aus wie bei uns, aber bei uns gab es nur die Möglichkeit an diesem Zaun zu stehen, ein paar Thüringer Rostbratwürste zu essen und rüber zu schauen. 

 

Zum Osten gehörten auch noch ein paar andere Länder, Ungarn zum Beispiel, die Tchechoslowakei, Bulgarien, Rumänien und natürlich die riesige Sowjetunion. Die Sowjetunion, das war nicht nur Russland, es waren neben Russland die Länder Armenien, Aserbaidschan, Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Lettland, Litauen, Moldawien, Tadschikistan, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan und Weißrussland.  

 

Du siehst es war riesig, es gab zwei Weltmächte (USA und Russland) und nicht eine (USA) wie heute, und all diese Länder waren für uns im Grunde nicht zugänglich, man fuhr da nicht im Urlaub hin wie heute, für mich existierte es nicht.

 

Quer durch Berlin, wo du heute lebst, ging eine Mauer. Manche Familien waren getrennt, Ein Teil wohnte im Westen, ein Teil im Osten und es gab keine Möglichkeit sich zu besuchen, was für ein Irrsinn! Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen.

 

Und weisst du was, dieser Satz: „man kann sich das heute nicht mehr vorstellen“, den habe ich ganz oft gehört von meiner Omi, die mir vom Leben vor, in und nach dem zweiten Weltkrieg erzählte. Und ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir uns erzählen, wie wir es erlebt haben, denn das ist die gelebte Realität der Menschen. Das ist etwas anderes als das was in Büchern steht. Das ist unmittelbar. Ich muss allerdings tatsächlich feststellen, vieles von dem was sie mir erzählte, konnte ich mir mir wirklich nicht vorstellen, so fern war es von meinem Leben, so anders, so fremd. Erst jetzt, so viele Jahre später, kann ich manches besser nachvollziehen, mich einfühlen und begreifen was sie erlebt hat. Und doch bin ich froh dass sie es erzählt hat, denn ich kann auf diese Erinnerungen zurückgreifen. 

 

Ja und deshalb will auch ich Dir ein paar Dinge erzählen und meine Gedanken zum Krieg, von dem sie mir so oft berichtet hat, mit Dir teilen.

 

was ist krieg und wie geht Frieden?

Was ist Krieg?

Wie geht Frieden?

Muss man sich verteidigen? 

 

Ich möchte mit dem Letzten beginnen. Muss man sich verteidigen? Sollte man jemanden verteidigen, der Hilfe und Schutz braucht? 

Da fallen einem ja sofort viele Beispiele ein, wo man mit einem klaren Ja antworten würde. Ja natürlich! Wenn mich jemand angreift, oder wenn ich dabei bin wie jemand angegriffen wird der Schutz benötigt, dann darf und sollte ich verteidigen, denn das darf niemand. 

 

Muss man sein Vaterland verteidigen, wie es seit Jahrhunderten, oder Jahrtausenden geglaubt wird? Wie es den Generationen vor mir so sehr eingeimpft wurde? So sehr dass sie in den Krieg zogen und immer wieder Länder in Brand steckten? Nicht nur in Deutschland, nein, Krieg ist ein weltweites, schauriges Phänomen.

 

Muss man sein Vaterland also verteidigen?

Da würde ich fragen: warum? Gegen wen?

 

Ist es legitim die persönliche Situation der Verteidigung gegen einen Angreifer, auf die allgemeine Situation Krieg zu übertragen? Ich glaube nein. Es ist eine Falle, mit der man versucht den Krieg plausibel zu machen und ich versuche dem Ganzen Konstrukt, während ich hier schreibe, auf die Schliche zu kommen. 

 

Es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob jemand vor Dir steht und Dich, oder deine Lieben, bedroht, oder ob es eine abstrakt formulierte Bedrohung ist, weil eine Nation die andere angreift.

 

Ok, dieser Tage ist die Bedrohung nicht mehr abstrakt, da ist „der Russe“, da ist „Putin“, da sind die Soldaten mit ihren Waffen jetzt tatsächlich über die Grenze gekommen. Es finden Angriffe statt. Menschen sterben, ganz real, täglich. 

 

Aber worum gehts jetzt? 

In dieser Situation gibt es aus meiner Sicht nur eine Prämisse: das Sterben muss aufhören und zwar sofort! 

 

In dieser Situation, in einem Moment wo täglich junge Männer sterben, da ist nicht der Zeitpunkt zu fragen wie es angefangen hat und wodurch ein Krieg zu rechtfertigen ist, da ist nur eines interessant: wie hört es auf?! Was kann man tun, damit das Sterben endet und zwar sofort?! Denn jeder weitere Tag bedeutet neue Tote, bedeutet weitere junge Menschen die aus ihrem Leben gerissen werden, bedeutet weiteres Leid, Schmerzen, Traumata die Familien zerstören und (wiedermal) über Generationen weitergegeben werden. 

 

Ich bin aufgewachsen, mit einer zutiefst durch Krieg, Flucht und Vertreibung traumatisierten Omi. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie stark dieses Trauma weitergegeben wird und weitere Generationen beeinflusst. Auch wenn ich, Gott sei´s gedankt, nicht selbst in dieser Zeit gelebt habe, habe ich einen starken Eindruck davon mitgenommen und ich hoffe diesen Eindruck jetzt für Dich und Deine Kinder heilsam nutzen zu können, in dem ich Dir davon berichte, damit wirklich nie wieder so etwas erlebt werden muss. 

 

Das Sterben muss aufhören. Wir wissen nicht welche Zahlen glaubwürdig sind, je nachdem welche Quellen man bemüht, sind es ein paar Zehntausende oder Hunderttausende mehr oder weniger, auf dieser oder jener Seite und während ich das schreibe hoffe ich, dass Dir schon beim Lesen dieses Satzes der Wahnsinn auffällt. Wir sprechen von Menschen. Menschenleben! 

 

Ein Menschenleben ist das Kostbarste was es gibt. Ich weiss das, denn ich bin eine Mutter, ich habe zwei dieser kostbaren Wesen geboren. 

Ein Menschenleben ist nicht verhandelbar. 

Es ist unantastbar. 

Es ist der pure Wahnsinn, wenn Menschen Menschenleben verschachern, weil sie entscheiden Krieg zu machen!

 

Es ist vollkommen wahnsinnig, russische Leben gegen ukrainische Leben aufzurechnen! Doch genau das passiert tagtäglich. Statista rechnet vor. Beide Seiten wollen uns glauben machen es wäre etwas Gutes, wenn sie zeigen, dass die andere Seite größere „Verluste“ zu verzeihen hat, als man selbst. Nur noch ein paar mehr Waffen, nur noch ein paar mehr Gefechte, nur noch ein paar tausend mehr Tote, dann haben wir gewonnen! Das will man uns glauben machen. 

 

Wie wahnsinnig diese Zahlen sind. 

Das sind Jungs, Männer, Söhne, Brüder, Freunde und Väter, wen schert es, ob sie auf der Landkate rechts oder links eine fiktiven Linie geboren wurden?! Eine sogenannte Grenzlinie, die alle paar Jahre im Laufe der Geschichte verschoben wurde.

Wenn du da hingehst zu dieser Linie, dann siehst du nichts, NICHTS! Nur auf der Landkarte ist eine Seite rosa und die andere gelb. Im echten Leben, da ist da einfach ein Wald und niemand bemerkt, dass er von der Ukraine nach Russland gegangen ist.

 

Eine Linie die niemandem nützt. Die nur dann interessant wird, wenn diejenigen die entscheiden dass Krieg ist, die Linie verschieben wollen. Dann sagen sie ihren Soldaten: geht da rüber auf die andere Seite, werft Bomben, schießt und wir sagen dann: das ist jetzt unseres. 

 

Wir wissen alle, dass damit Geld verdient wird. Viel Geld. Man kann also nicht sagen, dass der Krieg niemandem nützt, er nützt durchaus denjenigen, die damit Geld verdienen. 

Aber was ist mit den Menschen die dort leben? Nützt ihnen der Krieg? 

 

Ich maße mir nicht an das vollends zu beurteilen. Ich lebe dort nicht. Ich würde niemandem verbieten sein Haus und Hof zu verteidigen, wenn man es ihm wegnehmen will, das ist sein gutes Recht. Wenn jemand sehr nationalistisch ist und sagt: ich will aber auf keinen Fall zu den Russen gehören, ich bin Ukrainer, nun auch dann steht es ihm zu sich zur Wehr zu setzen, oder alternativ, dahin zu gehen wo jetzt die Ukraine ist, wenn es ihm zum Beispiel um eine ganz bestimmte Rechts- oder Wirtschaftsordnung geht.

 

Und sich schreibe das nicht leichtfertig. Meine Vorfahren haben allesamt gewaltsam ihre Heimat verloren. Mussten fliehen, wurden vertrieben, haben gerade mal so überlebt bei der Flucht durch den eisigen Winter und standen da mit nichts. Meine Omi ist daran zerbrochen und sie hätte es wahrscheinlich nicht überlebt, wenn sie nicht, während sie die Bomben fallen hörte, die Breslau immer näher rückten, ihr Kindlein geboren hätte, meine Mutter, mit dem Sie unmittelbar nach der Geburt bei -40 Grad Celsius aufbrechen musste, um den Soldaten zu entfliehen. Sie hat es überlebt, aber ihr Herz war gebrochen und sie hat es niemals verwunden. Durch einen Krieg die Heimat zu verlieren ist entsetzlich, es ist eine der vielen Tragiken, die der Krieg mit sich bringt.

 

Persönlich betroffen zu sein ist immer etwas anderes, als eine Situation von Aussen zu betrachten. Es ist natürlich emotionaler. Ist es jedoch eine gute Hilfe, wenn man sich als Außenstehender der persönlichen Betroffenheit vollends anschließt? 

 

Aus meiner Lebenserfahrung kann ich sagen, dass es das nicht ist. Wenn zwei sich streiten, dann ist es noch nie eine Hilfe gewesen sich einfach auf eine Seite zu schlagen, um diese zu stärken. So wird kein Konflikt gelöst. So wird ein Konflikt niedergeschlagen, er bleibt jedoch bestehen, schwelt im Untergrund und wird bei nächster Gelegenheit wieder auflodern. Die Aufgabe von Aussenstehenden ist es Ruhe und Klarheit in eine Konfliktsituation zu bringen, erstmal Ruhe, damit nichts Schlimmeres passiert und dann Klarheit, damit man herausfinden kann, wo die Ursache eines Problems ist und wie man es so lösen kann, dass beide Seiten damit leben können. 

 

Für mich persönlich ist völlig klar, dass ich nichts über Menschenleben stellen würde. Kein Wirtschaftssystem, kein Rechtssystem, keine Ideologie und schon gar kein wie auch immer gearteter Anführer kann so wichtig sein wie ein Mensch. 

 

Ist das Wirtschaftssystem und das Rechtssystem in dem wir hier leben so großartig, dass dafür Zehntausende, Hunderttausende, dass dafür ein einziger weiterer Mensch sterben sollte? Nein, auf keinen Fall. Es ist mehr als verbesserungswürdig. Viele Menschen leiden unter diesem System weltweit und gleichzeitig will man uns verkaufen, dass es so großartig ist, dass wir unsere Männer und Söhne opfern sollen, um es zu verteidigen. Bullshit!

 

Kein System ist ein Menschenleben wert. Systeme kommen und gehen. Ein Mensch verkörpert sich immer nur einmal in diesem einen besonderen und wertvollen Körper. Niemand kann einen Sohn einer Mutter ersetzen und niemand den Geliebten seiner Frau, wenn sie gefallen sind.

 

Und damit komme ich zu einem Punkt, der ist, so glaube ich, euch jungen Menschen so unglaublich fern geworden - gottseidank, weil ihr niemanden mehr kennt, der Krieg erlebt hat - und das ist das Grauen des Krieges. Das unglaubliche Leid, das der Krieg für die beteiligten Menschen bedeutet. Doch das macht euch auch anfällig für Propaganda. 

Jeder Krieg braucht Propaganda. Immer wird versucht die Menschen davon zu überzeugen dass dieser Krieg notwendig ist. Die Herrschenden brauchen offenbar ein gewisses Maß an Zustimmung im Volk, sonst könnten sie das lassen und so läuft die Propagandamaschine jetzt wieder auf Hochtouren.

 

Das Grauen des Krieges

 

"Das kann sich heute keiner mehr vorstellen" - so habe ich meine Omi im Ohr.

 

„Im Krieg geblieben“ - das war der Ausdruck für einen Mann der im Krieg gestorben ist. „Und der ist auch im Krieg geblieben“ hat sie immer gesagt, wenn Sie von Freunden oder Bekannten erzählt hat. Ich wüsste nicht, dass es einen dieser Männer nach dem Krieg noch gab. Sie sind im Krieg geblieben, einfach nicht wieder nach Hause gekommen. Die Frauen haben umsonst auf ihre Männer gewartet. Manchmal haben sie einen Brief bekommen, dass ihr Mann ehrenhaft für das Vaterland gefallen ist - und dann konnten sie schauen wie sie alleine zurecht kommen. Kein Essen, keine Arbeit, kein Dach über dem Kopf, aber einen Haufen hungriger kleiner Kinder zu versorgen. 

 

Das kann sich heute keiner mehr vorstellen. Kein Supermarkt in dem es etwas zu essen gibt. Keine Süßigkeiten, kein Brot, keine Butter. Hunger. 

Kein Dach über dem Kopf, weil man aus der Heimat vertrieben wurde, oder weil das Haus in dem man lebte zerbombt wurde. „Ja, aber man kann ja zu jemandem gehen der ein Haus hat, man kann doch wo hingehen, wo es Essen gibt …“ 

Pustekuchen hätte meine Omi gesagt. Ja von wegen. Die anderen hatten auch Hunger. Keiner war erfreut, wenn da noch andere dazu kamen. 

 

Im Winter nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, 1945/46, dem sogenannten Hungerwinter, starben noch einmal mehrere Hunderttausend Menschen in Deutschland. Alte, Frauen und Kinder vor allem, keiner weiss genau wieviele. Es war der kälteste und längste Winter des vorigen Jahrhunderts und diese Menschen starben den weissen und den schwarzen Tod, sie sind in den deutsche Städten, besonders in den Großstädten Hamburg, Berlin und Köln, erfroren und verhungert. 

 

Übrigens, nebenbei bemerkt, dieser Winter war für ganz Europa schrecklich und besonders für die Menschen in der Sowjetunion (Russland und die zugehörigen Länder) entsetzlich. Die Hungerjahre 1946 bis 1948 sollen in der Sowjetunion noch einmal rund zwei Millionen Menschen das Leben gekostet haben. Und auch das sollte man wissen, wenn jetzt wieder deutsche Panzer gegen Russland fahren, im zweiten Weltkrieg sollen etwa 28 Millionen Russen gestorben sein. In einem Krieg der ausgelöst wurde, weil deutsche Soldaten nach Russland zogen und der beendet wurde, weil Russland Seite an Seite mit den westliche Alliierten gegen Deutschland kämpfte und Deutschland schließlich vom Naziregime befreite. So die Geschichtsschreibung. 

 

Das hatten also die Frauen zu bewältigen, deren Männer im Krieg geblieben waren. 

Die Männer waren ausgezogen, um für ihr Vaterland zu kämpfen. 

Hier sind wir schon wieder bei einem riesigen Thema. Die Deutschen, die „einfach so“ Europa mit dem schrecklichen Krieg überzogen haben. War das so einfach? Vielleicht komme ich später dazu, oder vielleicht liest Du die Chronik Deiner Urgroßmutter, meiner Omi. Da kannst Du erfahren wie die Realität der Deutschen Menschen war, bevor Hitler kam. Die Realität zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg, die einen Hitler möglich gemacht hat. 

 

Vielleicht haben die Männer noch gedacht sie tun es für ihre Frauen und Kinder, irgendwo da hinten in Russland, an einer fiktiven Linie. Und was diesen Männern dann begegnet ist, das war sicherlich ein Grauen, mit dem sie niemals gerechnet haben. Die wenigen die zurück kamen, die haben darüber geschwiegen. Wem hätten sie es erzählen sollen?

 

Wem hätten sie erzählen sollen wie es ist einem wildfremden Jungen, der man selber sein könnte, den Kopf wegzuschießen, weil man sonst selber derjenige ist der drauf geht? Wem konnten sie die Alpträume erzählen, die sie Jahrzehnte später noch hatten? Diese Bilder kriegst Du nie wieder weg. Und wie oft waren die Männer nicht gleich tot? Wie viele lagen im Dreck mit entsetzlichen Wunden? Das Bein abgerissen, oder der Arm, oder der Bauch auf? Und da kommt kein Krankenwagen. Da gibt es keine Hilfe. Da liegt man im Dreck, rechts und links schießen die Kameraden, man hört Schreie. Irgendwann realisiert man, dass man es selber ist der schreit wie ein Schwein das abgestochen wird. Vielleicht sieht man erst dann das Körperteil das fehlt. Und das Blut das läuft und dann wartet man auf den Tot. Vielleicht hofft man auf ihn, hofft, dass er endlich gnädig kommt, damit es ein Ende hat. Sollte das Gefecht enden und man lebt noch, dann besteht die Möglichkeit in ein Lazarett zu kommen. 

 

Ich erspare Dir Ausführungen dazu, wie die medizinische Versorgung dort gewesen ist. Amputationen fanden jedenfalls nicht unter den hygienischen Verhältnissen und der segensreichen Anästhesie statt, die wir heute in modernen Krankenhäusern haben. 

Ich möchte Dich nur auf eines aufmerksam machen: das kollektive Gedächtnis der Männer ist tief traumatisiert durch Jahrhunderte, oder Jahrtausende Krieg. Wir sprechen heute so viel über das Leid das den Frauen angetan worden ist in der Zeit des Patriarchats und das ist gut, dass das angesprochen wird und ins Bewusstsein kommt. Aber bitte vergesst nicht wie unglaublich traumatisiert die Männer wurden, in den unzähligen Kriegen! Wie viele Jungs haben in den letzten Augenblicken ihres Lebens vor Angst in die Hose gekackt und wieviele haben nach ihrer Mama gerufen, wenn sie dort auf dem Schlachtfeld verreckt sind?

 

Und wie mag es sich angefühlt haben, dass diese Mutter nicht nur nicht gekommen ist, um sie nach Hause zu holen, sondern wie oft mag es so gewesen sein, dass sie vielleicht sogar in Verblendung für irgendeine Ideologie, ihre Jungs in den Krieg geschickt hat? Ich mag es mir nicht vorstellen welche Gefühle durchlebt werden mussten von diesen Menschen. Diese tiefe Verzweiflung und der Verrat durch die Mutter. 

 

Als Mann bist du Teil dieses Kollektivs. Ich bin sicher, dass Kriegspropaganda sehr genau weiss welche Knöpfe zu drücken sind, damit Männer wieder denken sie müssten in den Krieg ziehen. Das ist Jahrtausende alte Erfahrung und in den letzten hundert Jahren hat man noch unendlich viel dazu gelernt, wie man mit psychologischen Tricks arbeiten kann, um Menschen dahin zu bringen, wo man sie haben will. Deshalb halte ich es für wichtig, dass ihr jungen Männer euch erinnert was es bedeutet. Lass nicht zu, dass abstrakt über Krieg gesprochen wird. Krieg ist niemals abstrakt, er muss durchlebt und durchlitten werden von den Menschen.

Erlaube Dir das zu fühlen was es bedeutet!

 

Die einzige Lehre die ein Krieg bringen kann ist die Erkenntnis: nie wieder! Nie wieder sollen Menschen dieses Leid durchleben müssen und wenn dennoch irgendwo ein Krieg „entsteht“ (er entsteht nicht einfach so, das ist kein Naturphänomen, es gibt immer eine Vorgeschichte, es ist niemals Zufall, er ist immer geplant, es geht nicht von heute auf morgen), dann gibt es nur eine Frage die zu stellen ist: wie können wir dafür sorgen, dass er so schnell wie möglich wieder endet?

 

Das ist die einzige für die betroffenen Menschen interessante Frage und das ist das, wo wir misstrauisch werden müssen gegen diejenigen, die an Führungspositionen sitzen und entscheiden dass weiter Krieg ist. Die entscheiden, dass andere Menschen weiter sterben! Bitte, das muss man sich immer real machen, weg von der Abstraktion, denn für die Menschen die es durchleben ist es nicht abstrakt. Wenn also Politiker sagen: wir verhandeln nicht, wir kämpfen weiter, um zu gewinnen, dann bedeutet das, dass noch mehr Menschen sterben! Denn wenn man verhandelt, wenn man einen Waffenstillstand ausmacht und verhandelt, dann bedeutet das, dass sofort aufgehört wird zu schießen und dass man redet. 

Sicher, das kann Jahre dauern, es ist durchaus nicht gesagt, dass man sich einigt, schon gar nicht sofort, aber es bedeutet: morgen wird keiner erschossen, übermorgen wird keiner erschossen, solange wie verhandelt wird, wird keiner erschossen. 

 

Das bedeutet auch, alle diese Männer die gestorben sind seit Politiker beschlossen haben, dass sie nicht bereit sind zu verhandeln, alle diese Männer könnten jetzt noch leben. Man hat sie dieser Lebensjahre beraubt. Russische und Ukrainische Männer, Israelis und Palästinienser, wo auch immer in der Welt. Sie kommen nicht wieder, wenn morgen doch verhandelt wird. Einmal tot ist tot. Es nützt Ihnen nichts mehr. Für sie ist es zu Ende. Wieviele Jahre mögliches Leben sind verhindert worden? Wieviele glückliche Momente mit geliebten Menschen werden nicht mehr gelebt? Wieviel Leid ist nun bei denen, die ihre Liebsten verloren haben?

 

„Lieber hundert Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen“ Helmut Schmidt, Bundeskanzler von 1974-1982. Dieser Mann wusste noch was es bedeutet. Er war zunächst an der Ostfront (Russland) dann Westfront (Frankreich). Das war seine Lehre. Das war, was eine Minute schießen bedeutet. 

 

 

 

 

Frieden ist eine Entscheidung

Wie geht Frieden?

 

Frieden ist eine Entscheidung. Frieden passiert nicht einfach, er entsteht nicht von alleine. Frieden ist etwas, das wir aktiv herstellen und das Erste was es dafür benötigt, ist die aktive Entscheidung für den Frieden. 

 

Frieden ist nicht das Selbe wie Sieg. Wo einer über den anderen einen Sieg erringt, da tobt der Krieg in den Menschen weiter. Da gibt es eine Phase des Stillhaltens, bei demjenigen, dessen Kräfte zu Ende gingen und der kleinbei geben musste und besiegt wurde, aber im Inneren, da tobt der Krieg weiter. Es ist nur eine Frage der Zeit. Zeit, in der der Unterlegene Kraft tankt, Ressourcen aufbaut, vielleicht die nächste Generation durch einflößen feindlicher Gedanken auf den nächsten Krieg vorbereitet, aber der Krieg kommt wieder. Niemand will der Verlierer sein. Niemand will die Schmach auf sich sitzen lassen und vor allem: jeder will natürlich Recht haben. Beide Parteien wähnten sich ja im Recht. Dieses Gefühl Recht zu haben, das endet nicht, indem man unterlegen ist und kleinbei gibt. Es ist immer noch da, will immer noch den Sieg über den anderen erringen. 

 

Das ist in privaten Konflikten nicht anders als in Nationalen, mit einem Unterschied: der Krieg zwischen den Nationen kostet wesentlich mehr Menschenleben. Er wird ausgerufen von Menschen, die sich nicht am Sterben beteiligen, die andere zum Töten und Sterben schicken. 

 

Wenn zwei sich streiten, dann werden sie in der Regel einen Weg finden aus dem Streit herauszukommen, ohne sich umzubringen. Nicht so beim Krieg. Der Krieg erfordert das Töten. 

 

Da die wenigsten Menschen begeistert zum Sterben ziehen, muss man sie von der Notwendigkeit des Krieges überzeugen. Hier beginnt die Propaganda, die meist über lange Zeiträume, lange vor dem Krieg beginnt. 

 

Krieg passiert auch nicht über Nacht, er wird von langer Hand geplant. Er wird über Jahrzehnte vorbereitet. 

Für den Frieden benötigt es ein Nein zum Krieg durch die Menschen. Solange die Bevölkerung bereit ist den Krieg auszuführen, solange wird das Sterben weitergehen. 

 

Ich bin überzeugt davon, dass die Macht der Menschen hier wesentlich höher ist, als wir es glauben. Denn wenn die Herrschenden nicht dieses Ja zum Krieg, und das muss kein begeistertes euphorisches Ja sein, es genügt mittlerweile auch ein Dulden, ein Hinnehmen, ein resigniertes: „ es ist nicht schön, aber muss ja wohl sein weil…“ - und dann kommt die Erklärung, die die Kriegspropaganda Medien in die Köpfe gepflanzt haben. 

 

Es ist ein Verstehen, dass man dieses Opfer bringen muss.

Ein Hinnehmen, weil der Mensch halt so ist.

Die Annahme, dass es keine andere Möglichkeit gibt, weil man es mit einem Gegenüber zu tun hat, das die Inkarnation des Bösen ist.

 

Auch so klein, leise und harmlos kann ein Ja zum Krieg daher kommen. Ein Ja zu den Gräueltaten und den sich wieder für die nächsten Generationen festsetzenden Traumata. 

 

Ich bin von der Macht der Menschen überzeugt, wenn sie nein zum Krieg sagen würden und zwar aus einem einzigen logischen Grund: die Herrschenden, die Lenkenden in diesem Spiel, diejenigen, die den Krieg beschließen, werfen im Zusammenhang mit Krieg kein Geld zum Fenster raus, im Gegenteil, sie wollen daran verdienen. Und doch hält man es für notwendig Kriegspropaganda zu betreiben, was nichts anderes ist, als eine Werbekampagne von ungeheurem Ausmaß über Jahre und Jahrzehnte hinweg. 

 

Diese Kriegspropaganda beginnt nicht erst mit Einsetzen des Krieges. Sie beginnt in Schulen und Kindergärten, sie steht in Geschichtsbüchern und wird in lustigen Videoclips oder Zeichentrickserien in die Köpfe der nächsten Generation gesetzt. Hier wird angelegt was man über die Menschen denkt, mit denen der Krieg stattfinden soll. Hier wird erhöht und erniedrigt. Hier wird Ungleichheit im Sinne von besser und schlechter ( oder sollte ich schreiben Schlächter?) erzeugt.

 

Man betreibt einen enormen Aufwand, um den Krieg vorzubereiten, warum? Warum, wenn das Ja oder Nein der Bevölkerung wirklich egal wäre?

 

Offenkundig benötigt man dieses sich Einverstanden erklären, sonst könnte man sich den Aufwand sparen. Aber eines ist klar: würde man sich nicht in die Gedanken der Menschen einklinken, dann wäre nicht viel zu machen mit dem Krieg. Ich habe noch keine zwei Kleinkinder gesehen die aufeinander losgehen, weil sie zwei verschiedene Sprachen sprechen, unterschiedliche Hautfarbe haben, oder ihre Eltern einen anderen Gott anbeten. Die Kinder sind frei davon. Sie sehen im Gegenüber lediglich den anderen Menschen. Sie müssen also vorbereitet werden, damit sie den Sinn des Krieges später verstehen werden. 

 

Seit dem letzten Krieg in Europa ist viel Zeit vergangen. Soviel Zeit, dass diejenigen die ihn noch erlebt haben fast alle gestorben sind. Sie können nicht mehr daran erinnern was Krieg bedeutet. Die Generation Politiker, die noch wussten, dass es in erster Linie darum geht den Frieden zu erhalten, die ist ausgestorben. 

 

Aber ich trage diese Erinnerung in mir, durch die Geschichten meiner Omi, aber noch viel mehr dadurch, dass ich wahrnehmen konnte, was es mit ihr gemacht hat. Mit ihr und auch mit meiner Mama, die als kleines Mädchen in diesem Nachkriegsdeutschland großgeworden ist. Als Flüchtlingsmädchen mit einer Mutter und den Großeltern, die tief traumatisert waren. In beengten Verhältnissen. Ohne Heimat. Mit Hunger. Ohne Vater, ungeschützt den Anfeindungen derer, die die Flüchtlinge nicht da haben wollten, ausgesetzt. Obwohl sie in den letzten Tagen des Kriegs geboren wurde und keine bewusste Erinnerung an Schlesien und die Flucht hatte, lebte das Trauma des Krieges in ihr weiter. 

 

Ich habe es schon geschrieben, Trauma macht, dass wir uns von unseren Gefühlen und Erinnerungen abspalten, weil wir sie nicht ertragen könnten. Weil sie so schmerzhaft sind, dass unser Unterbewusstsein sie so weit vergräbt um uns vor dem Schmerz zu schützen. Das ist eine Überlebensstrategie und sie ist völlig legitim, denn manchmal ist der Schmerz so groß, dass er nicht überlebt werden würde. 

 

Wir Nachgeborenen haben das Privileg nicht selbst durch diese Hölle auf Erden gegangen zu sein. Wir haben das Trauma nur transgenerativ abbekommen. Das versetzt uns in die Lage Erinnerungen ist Bewusstsein zu holen und zu verarbeiten. Gefühle wieder zu integrieren. Und ich glaube es ist elementar wichtig das zu tun, damit klar wird: das soll sich niemals wiederholen. Das ist unsere Verantwortung. 

 

Für mich war es kein leichter Weg zurück zum Fühlen. Ich habe die Ängste durch meinen Körper fließen lassen, die meine Omi aus dieser Zeit mitgenommen hat. Oft konnte ich mir gar nicht erklären woher meine Ängste kamen, oder meine Ohnmacht. Zu Fühlen ist der einzige Weg zu sich selbst, in die eigene Kraft, in die Gegenwart, ins Leben. 

 

Und jetzt, wo ich wirklich fühlen kann und nicht rationalisieren muss, da kann ich auch ein Nein fühlen. Ein klares und starkes Nein zum Krieg. Deshalb halte ich es für unendlich wichtig, dass wir Erinnerungen weitertragen und uns erlauben alle unsere Gefühle zu fühlen. Dann siehst du ein Photo von einem Kindlein im Krieg und du weisst: das ist falsch. Das muss aufhören und zwar jetzt! 

Diese Klarheit, diese Entscheidung braucht es zuerst und dann findet man den Weg. 

 

Das ist es was es braucht: Mitgefühl und den Willen zum Frieden. 

 

Nun lese ich, dass ein gewisser Herr Pistorius vorsieht, dass jeder junge Mann in Deutschland Auskunft zu geben hat, ob er zum Dienst an der Waffe bereit wäre. Dazu möchte ich Dir zwei Dinge mit auf den Weg geben:

 

  1. Dieser Mann hat natürlich keinerlei Recht von Dir diese Auskunft zu verlangen. Du bist ein Mensch. Er ist ein Mensch. Thats it. Kein Mensch darf einen anderen zu irgendetwas zwingen, auch nicht zu einem Statement, wenn er das nicht möchte. Insofern kann man natürlich eine Umfrage machen, aber bloß weil er jetzt für eine gewisse Zeit den Posten eines Ministers inne hat, darf er noch lange nicht über andere Menschen verfügen. Wenn das mit dieser Demokratie überhaupt irgend etwas aufsich hat, dann muss man zumindest daran erinnern wer der Souverän angeblich ist und das bist dann Du. Herr Pistorius ist Angestellter des Volkes, nicht umgekehrt. Das deutsche Volk hat ihn angeblich gewählt, warum auch immer, aber er bleibt dennoch Angestellter und wird dafür bezahlt für das Volk zu arbeiten, nicht umgekehrt! Ich denke das sollte man sich gelegentlich in Erinnerung bringen, denn Verhalten tut sich die politische Klasse als wäre es andersherum.

 

Und jetzt aber 

 

2. Und das finde ich noch viel wichtiger. Abgesehen davon, dass Du diesem Mann gegenüber, oder irgendwem gegenüber natürlich nicht zu einer Auskunft verpflichtet bist, Dich in keine Liste anlegen lassen musst, nicht von denen irgendwo eingeordnet werden brauchst und zu einer Nummer wirst mit der sie rechnen, mal ganz abgesehen davon, ist die Frage an dich und an alle anderen jungen Männer natürlich gut. Stellt euch diese Fragen! Aber stellt sie euch ernsthaft für euch selbst. Es ist ein ganz persönlicher, inwändiger Prozess, der nur etwas mit Dir selbst zu tun hat und nicht weil Du einem Staatsgebilde Rede und Antwort schuldest. 

Die Frage die an Euch gerichtet wird ist: seid ihr bereit da mitzumachen? Seid ihr bereit euch opfern zu lassen? Seid ihr bereit, für ein abstraktes Gebilde das sich Staat nennt, zu sterben?

 

Wohl gemerkt: Es geht hier nicht darum geliebte Menschen zu verteidigen in einer Situation in der sie bedroht werden. Ich hoffe ich habe den Unterschied deutlich gemacht. Man kann durchaus sagen: ich bin nicht bereit woanders hinzugehen und wildfremde Menschen zu töten, aber wenn jemand zu meinem Haus kommt und will mir was tun, dann werde ich mich verteidigen. Ob das jemals passieren würde und wie man sich dann verhalten würde, wer mag das wissen? Gott gebe, dass es den meisten Menschen, die sich für Frieden entscheiden, erspart bleibt durch diese Erfahrung zu gehen. 

 

Es ist wahrscheinlich nicht die Absicht von Herrn Pistorius, aber das spielt keine Rolle. Diese Frage kann Teil eines Bewusstseinsprozesses sein, der letztlich zum Frieden führt, wenn er denn wirklich ergriffen wird. 

 

Und deshalb schreibe ich Dir das alles, diesen ganzen langen Brief und ich könnte ihn noch viel länger machen, weil mir immer noch mehr und noch mehr einfällt. 

Ich denke ich sollte es weitergeben und wenn Dir Dinge unklar sind, wenn Du etwas nachfragen willst, dann tu es. Dafür sind deine Eltern da. Jedes Gespräch befruchtet.

Ich dachte ich sollte das Thema ansprechen und meine Gedanken dazu teilen, denn Deine Großeltern und Urgroßeltern können es nicht mehr tun. Stattdessen bist Du, wie alle anderen jungen Menschen, den Informationen und der Gehirnmassage von wildfremden Menschen ausgesetzt, die weiss Gott nicht immer das Beste für euch wollen. 

 

Damit schließe ich für heute. Du weisst ich bin eine unverbesserliche Weltverbesserin, aber ich bin vor allem eines: Deine Dich liebende Mutter. Und ich möchte Dich wissen lassen, dass Du meinen Segen hast, sowie den Segen Deines Vaters und den Segen aller Deiner Ahnen. 

Ein Segen ist Liebe. Starke, kraftvolle, liebevolle Energie. Die geben wir Dir mit. 

Sei gesegnet. Und mögest auch Du ein Segen sein für die Menschen denen Du begegnest, mit denen Du lebst, für Deine Kinder und Kindeskinder und für unsere schöne Mutter Erde, die uns allen das Leben schenkt. 

 

Alles Liebe,

 

AHO 

(Zustimmung, Anerkennung, Respekt, Dankbarkeit, Verbundenheit, wir sind bei dir)